Ein Hauch von Pompeji am Main

Pompejanum: Blick in den Hausgarten.
Blick in den Hausgarten, das Viridarium.

Hoch oben im Aschaffenburger Schlosspark fällt ein ganz besonderes Bauwerk ins Auge: das Pompejanum, ein Nachbau einer römischen Villa. Die Idee zu dieser ungewöhnlichen  Sehenswürdigkeit geht auf König Ludwig I. von Bayern zurück. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Begeisterung für Italien und die römische Antike riesig– nicht zuletzt durch die spektakulären Ausgrabungen von Giuseppe Fiorelli, der in der Zeit von 1860 von 1875 das Stadtbild von Pompeji systematisch freizulegen ließ.

Ludwig I. war fasziniert von der Idee, das Leben der Römer nachvollziehbar zu machen, ohne selbst nach Italien reisen zu müssen. So ließ er in Aschaffenburg ein begehbares Modell einer römischen Villa im Maßstab 1:1 errichten. Sein Anliegen brachte der König angeblich so auf den Punkt:

„Willst du seh’n, wie die Römer gelebt, so geh nach Pompeji.
Was dir zeiget nicht Rom, lehrt dich ein spärlicher Raum.“

– Ludwig I. von Bayern

Für den Bau beauftragte er seinen Hofarchitekten Friedrich von Gärtner (zu seinen Bauwerken gehören die Feldherrenhalle und das Siegestor). Gärtner reiste selbst nach Pompeji und ließ sich dort vom  prachtvollen Haus einer wohlhabenden Familie, der Casa dei Dioscuri, inspirieren. Zwischen 1840 und 1851 schuf er das Pompejanum – ein Projekt, das von Anfang an für Aufmerksamkeit sorgte. So kam der Frankfurter Philosoph Arthur Schopenhauer 1854 eigens nach Aschaffenburg, um das „Pompejanische Haus“ zu besichtigen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Pompejanum schwer beschädigt und blieb lange Zeit eine Ruine. Erst 1960 begann die aufwendige Restaurierung, die das Gebäude Schritt für Schritt in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzte. Im selben Jahr wurde es wiedereröffnet, als anschauliches Zeugnis antiken Lebens an der Nordwestecke von Bayern.

Wer das Leben im antiken Pompeji nachempfinden möchte, ist hier genau richtig. Farbenprächtige Wandmalereien, filigrane Mosaikböden und originalgetreue Rekonstruktionen lassen die römische Wohnkultur lebendig werden. Man durchstreift Räume, wie sie einst in Pompeji existierten – vom Wohnraum über die Küche bis hin zur Latrine. Letztere ist allerdings historisch umstritten. Ergänzt wird das Erlebnis durch originale römische Kunstwerke aus der Münchner Glyptothek und den Staatlichen Antikensammlungen. Ein echtes Highlight für Kultur- und Geschichtsbegeisterte und ganz besonders für Pompeji-Fans wie mich.

Zum Weiterlesen:
Das Pompejanum in Aschaffenburg
Bearbeitet von Werner Helmerger, Raimund Wünsche und Florian S. Knauß.
152 Seiten. Bayerische Schlösserverwaltung
ISBN 089-3-941637-82-5

Öffnungszeiten, Anreise und weitere Informationen  sind hier abrufbar:
>>Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen