Pi mal Daumen

Pi-Day. Foto: mizina/Adobe Stock.
Pi-Day. Foto: mizina/Adobe Stock.

Moni, dreifache Großmutter mit Oma-Pflichten und mehreren Jobs, verwirklicht heimlich ihren Traum: Sie will Mathematik zu studieren. Der Ich-Erzähler Oscar, 16 Jahre alt, hochbegabt und aus adeligem Haus, ist noch nie mit der U-Bahn gefahren, weiß aber schon seit seinem sechsten Lebensjahr, dass er Mathematiker werden will.  In einer Vorlesung begegnen sich die beiden zum ersten Mal.

Die erste Vorlesung in Analysis hatte  vor einer Viertelstunde begonnen, und Moni stand in der Tür, die jämmerlich gequietscht und dadurch alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Sie trug einen roten Kunstlederrock und eine tief ausgeschnittene Bluse mit Leopardenmuster […] „Tschuldigung“ flüsterte Moni durchdringend und raschelte mit ihrer Tüte den Gang entlang. Sie blieb vor mir stehen. „Ist der Sitz hier noch frei, Kleiner? Rückst Du ein Stück?“.

Obwohl die beiden Außenseiter gänzlich unterschiedlich erschienen, gehen sie aufeinander zu und beginnen, sich gegenseitig bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen zu unterstützen.

Der Roman hat mich durch seine einfühlsame und humorvolle Erzählweise berührt. Die Situationskomik ist großartig und es ist spannend zu verfolgen, wie sich die beiden so unterschiedlichen Charaktere langsam annähern. Die beiden Figuren sind so lebendig und sympathisch, dass ich sie am liebsten noch viel länger begleitet hätte (die letzten 50 Seiten habe ich mir regelrecht aufgespart und jeden Tag nur ein paar Seiten „herausgelesen“). Ein wunderbares Buch, das mich zum Lachen gebracht und gleichzeitig tief bewegt hat. Und ja, mathematische Kenntnisse sind für das Verständnis mancher Passagen von Vorteil, aber nicht unbedingt notwendig.

Die Autorin
Alina Bronsky (der Name ist ein Pseudonym) lebt in Berlin. Geboren wurde sie im Uralgebirge, Anfang der 1990er Jahre kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Sie arbeitete als Werbetexterin und Redakteurin beim Darmstädter Echo. Ihr Debütroman „Scherbenpark“ wurde zum Bestseller und für das Kino verfilmt. Ihr Roman „Baba Dunjas letzte Liebe“ wurde für den Deutschen Buchpreis 2015 nominiert.

Ein Gespräch mit der Autorin über ihr Buch „Pi mal Daumen“ ist auf der Verlagsseite nachzulesen:
>> Gespräch mit Alina Bronsky

Auszeichnung
Zahlreiche unabhängige Buchhandlungen haben „Pi mal Daumen“ unter die fünf Titel auf der Shortlist für das „Lieblingsbuch der Unabhängigen 2024“ gewählt. Welchen Titel die teilnehmenden Buchhandlungen als Gewinner auswählen, wird am 17. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse bekannt gegeben.

Pi mal Daumen
von Alina Bronsky. Roman.
272 Seiten. Kiepenheuer & Witsch, Köln. 2024
Umschlagabbildung: Verlag Kiepenheuer & Witsch

Und was hat das Buch mit Kirschkuchen zu tun?
Am 14. März wird in den USA der Pi-Day gefeiert. Das Datum 3/14 stellt die ersten drei Ziffern der Kreiszahl Pi (π ≈ 3,14159) dar. An diesem Tag finden oft mathematische Wettbewerbe und Aktivitäten rund um die Zahl Pi statt, und es ist üblich, Kuchen („pie“) zu essen, da das englische Wort für Kuchen wie Pi ausgesprochen wird. Der Pi-Day geht auf den Physiker Larry Shaw zurück, der 1988 den ersten Pi-Day im Exploratorium, einem naturwissenschaftlichen Museum, in San Francisco initiierte.