Ich und Kaminski: Ein Kunsthistoriker auf Abwegen

Der junge Kunsthistoriker Sebastian Zöllner wittert die Chance seines Lebens: Er will eine Biografie über den legendären Maler Manuel Kaminski schreiben, der einst mit Matisse und Picasso befreundet war und durch ein einziges Foto weltberühmt wurde. Kaminski, inzwischen erblindet und hochbetagt, lebt zurückgezogen in einer Villa in den Alpen, bewacht von seiner Tochter und einer resoluten Haushälterin. Zöllner, dessen Selbsteinschätzung in umgekehrtem Verhältnis zu seinem tatsächlichen Können steht, macht sich auf den Weg zu Kaminski,  überzeugt davon, dass diese Biografie seine Karriere enorm voranbringen wird.

Doch der alte Maler erweist sich als weit weniger kooperativ als erhofft. Was für Zöllner als Recherchereise beginnt, wird zu einer aberwitzigen Fahrt an die Nordsee – zu Kaminskis Jugendliebe.

„Die Medikamente sind neben dem Bett.“
„Das ist fein.“
„Sie Trottel“, sagt er ruhig. „Sie sollen Sie einpacken“.
Ich starrte ihn an. „Einpacken?“
„Wir fahren hin“.
„Das ist doch nicht Ihr Ernst!“
„Warum nicht?“
„Sie sind zu … krank.“ Beinahe hätte ich zu „alt“ gesagt. „Ich kann die Verantwortung nicht übernehmen.“ Träumte ich oder führten wir dieses Gespräch wirklich?
„Sie haben sich nicht geirrt, haben sie nicht verwechselt? Sie sind nicht hereingelegt worden?“
„Niemand“, sagte ich, „würde Sebastian Zöllner … “
Er schnaubte abfällig.

Während der Reise verstrickt sich Zöllner immer tiefer in ein Geflecht aus Lebenslügen und Manipulation. Beim Hören kommt unweigerlich die Frage auf, wer hier eigentlich wen benutzt. Daniel Kehlmann erzählt diese Geschichte mit feiner Ironie und leisem Spott und entlarvt dabei die Eitelkeit seines Protagonisten Stück für Stück.

Ulrich Noethen ist der ideale Interpret für diesen Roman. Mit sicherem Gespür für die komischen Zwischentöne verleiht er dem selbstgefälligen Zöllner ebenso wie dem verschlagenen alten Kaminski unverwechselbare Stimmen. Ein großartiges Hörerlebnis.

Der Autor

Daniel Kehlmann, geboren 1975 in München, wuchs in Wien auf und studierte dort Philosophie und Germanistik. Er stammt aus einer Künstlerfamilie, sein Vater war der Regisseur Michael Kehlmann, seine Mutter die Schauspielerin Dagmar Mettler. Mit „Ich und Kaminski“ gelang ihm 2003 der internationale Durchbruch. Zwei Jahre später wurde „Die Vermessung der Welt“ zu einem der erfolgreichsten deutschen Romane der Nachkriegszeit und in über 40 Sprachen übersetzt.

Der Sprecher

Ulrich Noethen, geboren 1959, wurde als Schauspieler durch „Comedian Harmonists“ bekannt und war in zahlreichen preisgekrönten Produktionen zu sehen. Als Hörbuchsprecher feierte er große Erfolge mit seinen monumentalen Tolstoi-Lesungen von „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“. 2017 wurde er für seine Lesung von Friedrich Anis „Nackter Mann, der brennt“ mit dem Deutschen Hörbuchpreis als „Bester Interpret“ ausgezeichnet.

Cover des Hörbuchs "Ich und Kaminski" von Daniel Kehlmann @argon verlag

Ich und Kaminski
Von Daniel Kehlmann, gelesen von Ulrich Noethen
Ungekürzte Lesung, 5 Stunden, erschienen 2025 bei Argon Digital
Das Hörbuch ist beim Verlags sowie auf Download- und Streamingportalen erhältlich.

Cover: Argon Verlag, Berlin. Titelbild: Ki-generiert.