Im Herzen der neuen Frankfurter Altstadt, unweit des Doms, findet sich ein architektonisches Kleinod: das Belvedersche auf der Goldenen Waage. Dieser Dachaufsatz mit Laube und Pavillon – historisch korrekter als „Belvedere“ bezeichnet – ist ein liebevoll rekonstruiertes Beispiel für jene luftigen Aufbauten, die im 17. Jahrhundert viele wohlhabende Altstadthäuser zierten.
Ein Ort über den Dächern
Damals wie heute diente das Belvedersche als Rückzugsort über den dicht bebauten Gassen. Wohlhabende Bürgerinnen und Bürger nutzten solche Orte, um Sonne und Ausblick zu genießen – über Dächer, Türme und den Fluss hinweg. Die Goldene Waage selbst wurde 1618/1619 für die Familie van Hamel erbaut. Ihr Belvedere war besonders prächtig: mit Brunnen, Marmordekor und Platz für bis zu 25 Personen.
Zerstörung und Wiedergeburt
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude vollständig zerstört. Erst im Zuge des Dom-Römer-Projekts entstand es zwischen 2014 und 2017 originalgetreu wieder. Heute verbindet das Ensemble moderne Handwerkskunst mit historischer Frankfurter Bauweise.
Ein Besuch lohnt sich
Wir haben das Belvedersche an einem ruhigen Vormittag besucht. Anstelle des erwarteten Besuchergedränges trafen wir nur wenige Menschen, fast ausschließlich Frankfurterinnen und Frankfurter, die diesen besonderen Ort längst für sich entdeckt haben. Der Aufstieg wird mit einem Panorama belohnt, in dem sich Geschichte, Architektur und Gegenwart eindrucksvoll verbinden.
Wer Frankfurt einmal von oben und mit etwas Abstand erleben möchte, ist hier genau richtig: ein Ort geprägt von Tradition, Handwerkskunst und überraschender Ruhe mitten in der Frankfurter Altstadt.
Gut zu wissen
Adresse: Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse, Markt 7, Frankfurt (Haus Zum Weißen Bock). Der Zugang zum Belvedersche erfolgt über das Treppenhaus oder den Aufzug im Stoltze-Museum. Der Balkon ist nur über eine weitere Wendeltreppe erreichbar (nicht barrierefrei).
Öffnungszeiten: In den Sommermonaten (1. Juli bis 30. September) immer mittwochs und freitags von 11:00 bis 14:00 Uhr – kostenfrei und ohne Anmeldung.
Hinweis: Der Zugang ist witterungsabhängig und kann bei Regen oder starkem Wind kurzfristig geschlossen sein.