
Ein Herbstspaziergang durch den Groß-Gerauer Stadtwald ist eine wunderbare Gelegenheit, inne zu halten und die Farbenvielfalt und die besondere Stimmung dieser Jahreszeit in der Natur zu genießen: Die leuchtenden Gelb-, Orange- und Rottöne der Blätter bilden faszinierende Kontraste zum immergrünen Moos und den dunkelbraunen Baumstämmen. Das Laub rieselt von den Bäumen, es duftet nach Pilzen und mit etwas Glück entdeckt man das eine oder andere Wildtier, das sich auf den Winter vorbereitet (dieses Glück hatten wir allerdings nicht).
Jahrhundertelang war der Stadtwald eine wirtschaftliche Ressource. Holz diente als unentbehrlicher Baustoff und Brennstoff. Noch heute lassen sich Relikte aus dieser Zeit entdecken, zum Beispiel alte Hohlwege, die einst dem Holztransport dienten. Der Wald war aber nicht nur Arbeitsplatz: Er gehörte zum Teil der Gemeinde und war für die Menschen eine lebenswichtige Quelle für Brennholz und andere Rohstoffe.
Während der benachbarte Mönchbruch (ebenso wie die Groß-Gerauer Fasanerie) den Landgrafen von Hessen-Darmstadt als Jagdgebiet diente, hatte der Stadtwald eine eher bodenständige Funktion. Aber er profitierte von der Nähe zum Mönchbruch, denn die Übergangszone zwischen beiden Gebieten förderte die Artenvielfalt und prägte das Landschaftsbild. Die Wiesen des Mönchbruchs wurden als Weideland genutzt, während der Stadtwald das benötigte Holz für die Region lieferte. Mit der Industrialisierung und dem Wachstum der Stadt Groß-Gerau wandelte sich auch die Funktion des Stadtwaldes. Neben der forstwirtschaftlichen Nutzung wurde er zunehmend als Naherholungsgebiet geschätzt. Wanderwege entstanden, die Menschen suchten den Wald zur Entspannung und Erholung auf. Dieser Trend setzte sich im 20. Jahrhundert fort, als der Naturschutzgedanke immer mehr an Bedeutung gewann.
Heute ist der Stadtwald nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein wertvoller Teil des lokalen Ökosystems. Seine Laub- und Mischwälder, in denen Eichen, Buchen und Kiefern dominieren, bieten Lebensraum für zahlreiche Tiere. Gleichzeitig trägt er als „grüne Lunge“ zur Verbesserung des Klimas und zur Stabilisierung des Wasserhaushalts bei.
Oktober
November